Verein Frettchentreff

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Medizin und Gesundheit

Frettchen haben eine spezielle Anatomie, welche nicht zur Allgemeinbildung der Tierärzte gehört. Deshalb ist es wichtig, sich vorgängig einen Frettchen erfahrenen Tierarzt zu suchen. Dazu geben wir gerne Auskunft. Unter Umständen müssen aber lange Anfahrtszeiten in Kauf genommen werden. Umso wichtiger ist es, selber bereits etwas über die Anatomie, das Verhalten und die Gewohnheiten der Tiere zu wissen um schnelles und effektives Handeln zu gewährleisten.

Wie alle anderen Tiere sind Frettchen nicht gefeilt vor Krankheiten oder Parasiten. Wichtig dabei ist, sein Tier zu kennen und auf kleine Veränderungen zu achten und diese nicht als harmlos zu betrachten. Kontrolliere regelmässig das Gewicht der Frettchen, schaue dir den Kot an und das wichtigste um Parasiten vorzubeugen: Die Klos, Schlafplätze, Näpfe usw. sauber halten. Zu grosse Veränderungen im Verhalten des Frettchens könnten auf eine Krankheit hinweisen. Frettchen sind wahre Meister im Symptome verstecken. Fällt Dir eine negative Veränderung bei Deinem Tier auf, beobachte es und geh beim Tierarzt vorbei. Besser ein mal zu viel als ein mal zu wenig.

Hinweis Die folgenden beschriebenen Krankheiten und Symptome sind ein Ausschnitt von vielen möglichen Erkrankungen und sollen keineswegs den Besuch beim Tierarzt ersetzen. Sie sollen einen kleinen Überblick über mögliche Erkrankungen liefern.

Impfungen

Frettchen müssen gegen Staupe geimpft werden. In der Schweiz wird mit dem gleichen Impfstoff wie bei Hunden (DHPPL) geimpft. In Deutschland gibt es einen speziellen Impfstoff für Frettchen (FEBRIVAC DIST), leider ist dieser in der Schweiz nicht erhältlich. Tollwut muss innerhalb der Schweiz nicht geimpft werden, da wir tollwutfrei sind. Steht ein Grenzübertritt an, muss eine Tollwutimpfung mindestens 21 Tage alt sein um wieder in die Schweiz einreisen zu dürfen. Für einen Auslandaufenthalt oder wenn Tiere aus dem Ausland importiert werden sollen, informiert man sich am zuverlässigsten beim Bundesamt für Lebensmittel-& Tiergesundheit (BLV) über die Bestimmungen.

Ranz und Kastration

Frettchen sollten kastriert werden. Rüden zeigen in der Ranz ein aggressives Verhalten gegen die Artgenossen und sie haben einen sehr starken Eigengeruch. Um das Tier nicht im Alter von wenigen Monaten mit einer Kastration in der Entwicklung zu stören, kann vorgängig eine chemische Kastration mittels Suprelorin Chip mit dem Tierarzt in Betracht gezogen werden. Fähen müssen auf jeden Fall kastriert werden, da sie in die Dauerranz kommen, das heisst der Körper gibt permanent Hormone ab. Wird die Fähe nicht gedeckt, stoppt der Körper die Hormonzufuhr nicht und das Tier wird regelrecht vergiftet und stirbt mit grosser Wahrscheinlichkeit letztendlich daran. Bei Fähen kann der Kastrationschip einmalig angewendet werden, wenn die erste Ranz frühzeitig eintritt. Die Gabe über längere Zeit empfiehlt sich bei der Fähe nicht, da die Gefahr von Tumoren an der Gebärmutter oder den Eierstöcken massiv erhöht wird.

Spätestens bei den ersten Anzeichen einer Ranz sollte der Fähe sollte gehandelt werden. Umso  früher in der Ranz, desto einfacher ist die Kastration und das Risiko verstärkter Blutung ist kleiner während der OP, da die Geschlechtsorgane stärker durchblutet sind während der Ranz.

Woran erkennt man dass eine Fähe in die Ranz kommt?

Verhalten Fähen werden ebenfalls "rüppeliger", das heisst sie können Artgenossen abschleppen und sind im Spiel viel gröber. Es wird markiert (wie beim Rüden) und es kann sogar dazu kommen, dass eine Fähe in der Ranz nur noch das aller Nötigste frisst.

Geruch Der Geruch verändert sich. Nicht ganz so stark wie beim Rüden, aber ebenfalls merklich.

Optisches Wenn die Fähe in die Ranz kommt, hat sie zuerst Ausfluss. Dann schwillt das Geschlechtsteil, die Vulva, merklich an, von Erbsengrösse (nach ca.4 Tagen) bis hin zur Kirschkerngrösse (nach ca. 7 Tagen).

Sonderfarben

Alle Farben die nicht Iltis, Albino, Harlekin oder Siam sind, gelten als Sonderfarben. Dazu gehört z.B. die Farbe Panda, Badger, Blackself oder die Bezeichnung für die Felllänge "Angora" (korrekt ist Langhaarfrettchen). All diese, um nur einige zu nennen, können Gendefekte aufweisen. Taubheit, Hodenhochstand oder, bei Langhaar  Fähen die Unfähigkeit Welpen zu säugen, sind keine Seltenheit. Aufgrund dieser Züchtungen ist die Lebenserwartung von Frettchen in den letzten Jahren massiv gesunken. Heute werden Frettchen noch ca. 6 - 8 Jahre alt, sehr selten älter.

Krankheiten

Virale Krankheiten

Staupe
Staupe ist eine sehr ansteckende Viruserkrankung, die bei den heimischen Wildtieren sowie auch beim Hund vorkommen können. Bei der Staupe sind in Europa vier Verlaufsformen bekannt und können einzeln wie auch zusammen auftreten. Im Vordergrund stehen dabei folgende Organe:

  •    „Darmstaupe“- akuter Durchfall und begleitendes Erbrechen
  •   „Lungenstaupe“ - Husten und Nasenausfluss bis hin zur Lungenentzündung
  •   „Nervenstaupe“ - Krämpfe und Lähmungen
  •   „Hautstaupe“ - Veränderte Pfotenballen, Haarausfall, Hautveränderungen

Alle vier Verlaufsformen enden in den meisten Fällen tödlich. Wichtig ist, die Symptome frühzeitig zu erkennen und zu handeln. Überlebt das Frettchen, sind Folgeschäden wie Verhaltensstörungen, rissige gelbliche Ballen oder auch chronische Lungenprobleme nicht selten.

Übertragen wird die Staupe hauptsächlich durch direkten Kontakt von einem infizierten Tier. Man kann Staupe auch indirekt über Schuhe und Kleidung in den Tierbestand einschleppen.

Hepatitis
Hepatitis ist eine hoch ansteckende Leberentzündung und verläuft ebenfalls in den meisten Fällen tödlich. Bei der Hepatitis können nach erfolgreicher Behandlung aber Folgeschäden zurückbleiben. Symptome für eine Hepatits können starke Bauchschmerzen, Rachen- & Bindehautentzündung, Erbrechen, Durchfall, Appetitlosigkeit und nervöse Störungen sein.

Wie die Staupe wird auch die Hepatitis von Tier zu Tier übertragen oder kann vom Menschen als Vektor übertragen werden.

Parvovirose
Bei den Frettchen spricht man bei einer Parvovirusinfektion häufig von der Aleutenkrankheit. Bei dieser Art von Parvovirose sind allerdings häufiger Nerze und Otter betroffen. Es ist ebenfalls eine hoch ansteckende Viruserkrankung, welche in den meisten Fällen tödlich endet. Parvoviren können sehr lange überleben und nach längerer Zeit auch noch ansteckend wirken. Die Parvovirose-Impfstoff der Hunde schützt die Frettchen nicht vor der Aleutenparvovirose.

Symptome einer solchen Enteritis können blutiger, stinkender Durchfall, Erbrechen und Appetitlosigkeit sein. 

Der Verlauf der Krankheit (Coronavirus) ist häufig tödlich. Es ist wichtig sofort zu handeln, denn der Flüssigkeitsverlust ist sehr gross und die Krankheit verläuft rasant. Um eine Ansteckung zu vermeiden, ist es unumgänglich, alles zu desinfizieren, gründlich zu waschen oder zu ersetzen. 

Bakterielle Krankheiten

Leptospirose
Die Angaben über die Leptospiroseinfektion beim Frettchen sind in der Literatur sehr kontrovers.

Die Bakterien werden von Heim- und Wildtieren, aber auch beim Trinken in stehenden Gewässern und Parasiten übertragen. Hauptsächlich im Sommer bergen sogenannte Tümpel oder abgestandenes Wasser eine grosse Gefahr der Ansteckung. Die Krankheit verläuft zunächst schleichend. Symptome einer Leptospirose können Fieber, Müdigkeit, Erbrechen, Durchfall und Appetitlosigkeit sein.

Leptospiren können tödlich sein und auch hier sind Folgeschäden nach einer Behandlung nicht selten.

Parasiten

Würmer, Zecken, Flöhe, Kokzidien und Milben können auch unsere Frettchen befallen. Sollte dies der Fall sein, ist ein Tierarztbesuch zu empfehlen. Da können geeignete Präparate verabreicht werden. Symptome wie auffälliges kratzen, Durchfall, Erbrechen oder Gewichtsabnahme können auf Endo- oder Ektoparasiten hinweisen.

Tumorerkrankungen

Insulinom
Das Insulinom ist eine tumoröse Veränderung der Bauchspeicheldrüse und kommt bei Frettchen öfters vor. Das Insulinom kann gut- oder bösartig sein. Durch eine Überproduktion von Insulin kommt es zur Unterzuckerung des Körpers, was einen Kreislaufkollaps zur Folge haben kann. Es kann zu Symptomen wie Hungerattacken, Krämpfe, schwacher Gang bis hin zur Bewusstlosigkeit kommen.

Ein Insulinom kann operativ entfernt oder die Symptome mit Medikamenten behandelt werden.

Erkrankungen der Nebennierenrinde
Nebennierentumore treten häufig bei Frettchen auf. Laut Statistik erkranken 12 – 20% aller Frettchen an dieser Krankheit. Sowohl männliche als auch weibliche kastrierte Frettchen leiden häufiger an dieser Erkrankung.

Symptome eines Nebennierentumors können übermässiger Appetit, vermehrter Harn- & Kotabsatz, spezifischer Haarausfall, angeschwellter Bauch und dünne, trockene Haut sein. Aggressionen und gesteigertes Sexualverhalten können ebenfalls auf eine Nebennierenrinden Erkrankung hinweisen.

Meist handelt es sich um einen bösartigen Tumor. Mit Hilfe von Medikamenten kann die Lebensqualität eine Zeitlang erhalten bleiben. Leider ist dieser Tumor nur selten mit einer Operation zu entfernen.

Lymphome

20% aller Tumore beim Frettchen sind Lymphome. Es sind Tumore in den lokalen Lymphknoten, die sich auf das ganze Blutsystem (Leukämie) ausbreiten können. Die Art der Leukämie kann mit Hilfe einer Blutuntersuchung genauer differenziert werden. Lymphome sind in der Regel bösartig und mit einer Chemotherapie vorübergehend behandelbar.Mögliche Symptome sind geschwollene lokale Lymphknoten, aufgeschwollener Bauch, geschwollene Körperteile und Kahlstellen im Fell. Appetitlosigkeit und Apathie können auch auf ein Lymphom hin deuten.

 

Organerkrankungen

Grundsätzlich können alle auch bei anderen Fleischfressern auftretenden Organerkrankungen auch beim Frettchen vorkommen, wie zum Beispiel Augen-, Ohren-, Haut-, Leber-, Nieren-, Maulhöhlen-, Herz-, Kreislauf -, Magen-, Darm-Erkrankungen, Neurologische Erkrankungen, Erkrankungen der Harn- und Geschlechtsorgane. Frettchen können auch an einer ganz normalen Grippe von uns Menschen erkranken. Ist man selber krank, sollte man den nahen Kontakt mit den Tieren vermeiden und immer gründlich die Hände waschen bevor man mit den Tieren hantiert.

Im folgenden Text werden nur einige wichtige Krankheitsbilder kurz besprochen.

Darmverschluss
Frettchen sind stark gefährdet einen Darmverschluss zu entwickeln, da sie unverdauliche Materialien wie Gummi oder Schaumstoffe (Bälle, Ohrstöpsel) mit Vorliebe zerbeissen und verschlucken. Die Nahrung kann somit nicht mehr passieren und verstopft den Darm. Der Darmverschluss kann nur durch einen operativen Eingriff behoben werden. Bleibt ein Darmverschluss unbehandelt, ist er innert 2 Tagen tödlich. Syptome die auf einen Darmverschluss hinweisen können sind verminderter oder fehlender Kotabsatz, Übelkeit, Erbrechen, Nahrungsverweigerung und Apathie. Ein Darmverschluss ist ein absoluter Notfall und muss sofort dem Tierarzt vorgestellt werden.

Dermatologiesche Besonderheiten

Der Fettschwanz bei Frettchen ist zwar keine Krankheit, sollte aber dennoch erwähnt werden. Frettchen verlieren mit dem Fellwechsel im Frühling teilweise oder ganz die Haare am Schwanz. Durch verstopfte Talgdrüsen kann sich der Schwanz leicht schwarz verfärben. Mit dem nächsten Fellwechsel kommen die Haare wieder. Die biologische Ursache ist bislang ungeklärt, deshalb ist eine gezielte Behandlung nicht möglich. Breiten sich die kahlen Stellen nicht weiter als am Schwanz aus, gibt es keinen Grund zur Sorge.

Vergiftungen

Bei Frettchen können verschiedene Substanzen für Vergiftungen verantwortlich sein. Beispielsweise:

  • Vergiftung durch Reinigungs-oder Waschmittel
  • Vergiftung mit Schokolade
  • Nikotinvergiftung
  • Pflanzenvergiftung
  • Insektizidvergiftung
  • Arzneimittelvergiftung

Bei Verdacht auf eine Vergiftung sollte sofort ein Tierarzt aufgesucht werden. Ist tatsächlich eine Giftaufnahme erfolgt, sollten Art und Menge des Toxins möglichst genau ermittelt werden.

Handeln im Notfall

Es ist sehr wichtig, die Nerven zu behalten und ruhig zu reagieren. Das Tier merkt die Nervosität und reagiert dementsprechend. Man muss beachten, dass ein verletztes Tier mit Schmerzen nicht daran denkt, dass der Mensch ein Freund ist. Das sonst so liebe Tier wird zubeissen und damit ist niemandem gedient.
Um ein möglichst effizientes und schnelles Handeln zu gewähren, sollte der Tierarzt bereits am Telefon mit den wichtigsten Informationen versorgt sein.

Es ist wichtig, das Frettchen angemessen für die Fahrt zum Tierarzt zu stabilisieren.

  • Bei blutenden Wunden diese als erstes stillen
  • Knochenbrüche bestmöglich fixieren
  • Hitzschlag sofort mit kühlen Tüchern abkühlen
  • Zweitperson um Hilfe bitten